Hamburgs Kneipen: Unsere Tipps für einen gelungenen Abend
Gastronomie Bars
Spelunken für Seefahrer, Eckkneipen als Familienersatz: Kneipen gehören zu Hamburg wie der Hafen und die Alsterschwäne. Hier werden Geschichten geschrieben. Und es müssen nicht immer so grausame Storys sein, wie sie Fatih Akin in seinem Film "Der goldene Handschuh" erzählt: Die gleichnamige Kneipe auf dem Hamburger Berg dient als Kulisse für eine wahre Kriminalgeschichte.
Ein wenig südlich von diesem Schauplatz wurde der Sänger Freddy Quinn in einer anderen Kneipe entdeckt, der Washington Bar. Die Haifisch-Bar am Fischmarkt wurde wiederum nicht nur von Heidi Kabel besungen, und im Schellfischposten gleich nebenan lädt Ina Müller ihre Gäste zu feuchtfröhlichen Interviews ein. Diese Kneipen gehören zu Hamburg wie Michel und Labskaus.
Das Wohnzimmer mit Tresen
Doch für die Menschen der Stadt sind und waren es die kleinen Kneipen um die Ecke, an denen ihr Herz hängt. Aber was macht bis heute die Faszination dieser Kneipen aus? "Die kleine Kneipe in unserer Straße, da wo das Leben noch lebenswert ist. Dort in der Kneipe in unserer Straße, da fragt dich keiner, was du hast oder bist", sang Peter Alexander in den 70er-Jahren – und beschrieb damit sehr genau, warum die Stammkneipe für viele Menschen das zweite Wohnzimmer ist: Man darf so sein, wie man ist. Das Bier kommt ohne Bestellung auf den Tisch, das Personal hinter dem Tresen kennt man häufig besser als die nächsten Angehörigen. Kein Wunder also, dass es in Hamburg früher an fast jeder Straßenecke Kneipen gab – sogar direkt an Haltestellen der U-Bahnen und S-Bahnen.
Aber auch wenn es nicht mehr ganz so viele sind wie früher: Noch immer gibt es zwischen Volksdorf und Wilhelmsburg rund 800 Schankbetriebe. Heute haben häufig Bars diese Rolle übernommen, statt Daddelautomaten steht ein Kickertisch im Raum, die Musik kommt am Wochenende nicht aus einer Jukebox, sondern wird vom DJ aufgelegt. Und statt Zigarettenqualm gibt es Cocktails oder Craft-Beer. Vielleicht ändert sich aber auch einfach gar nichts. Denn auch die gibt es noch, die Kneipen wie früher. Für Puristen kommt eh nichts anderes infrage, sie wollen keinen modischen Firlefanz, sondern das ehrlich gezapfte Pils in einem Laden, dessen Name mit "Eck" endet oder den Vornamen der Betreiber enthält.
Manche hatten Krokodile
Wohl jeder kennt den Spruch "Wer nichts wird, wird Wirt". Eigentlich bedeutet das nur, dass es auch ohne große Vorkenntnisse gelingen kann, selbst eine Kneipe zu betreiben. Neben Startkapital, Organisationstalent und Menschenkenntnis braucht man aber vor allem eines: Geduld. Bis aus Besuchern treue Stammgäste werden, kann es eine Weile dauern. Einen ganz guten Überblick darüber, was angehende Kneipenbesitzer bedenken sollten, steht auf der Seite "Nur ein Leben".
Mit ein wenig Glück – oder Pech, je nach Blickwinkel – kann man dann auch eines Tages Geschichten wie Daniel Schmidt in seinem Buch "Elbschlosskeller" erzählen. Der Betreiber der kultigen Kiezkneipe schreibt ehrlich und direkt über sein Leben, seine Gäste und seinen Laden, der niemals schließt. Nur wenige Meter davon entfernt befindet sich an der Reeperbahn 17 das Lehmitz, eine weitere Hamburger Kneipeninstitution. Ende der 60er-Jahre porträtierte Anders Petersen zwei Jahre lang Stammgäste und Laden. Die Fotos gelten noch immer als Ikonen der Kneipenfotografie. Eine ebenso wunderbare Liebeserklärung an die Kiezkneipen hat der Filmemacher Christian Hornung mit der Dokumentation "Manche hatten Krokodile" gedreht. Von ihren Lieblingskneipen erzählen wiederum mehrere Hamburger Autoren in "Das Hamburger Kneipenbuch". Das Buch ist zwar bereits 2007 erschienen, aber es lohnt sich noch immer, die spannenden, verrückten oder bewegenden Geschichten zu lesen.
Kneipen, Bars und ein Herrengedeck
Doch die Faszination Kneipe erschließt sich nicht beim Schmökern, sondern durchs Erleben. Ob Kneipen mit eigener Brauerei oder einer Kegelbahn im Keller, ob Kellerladen mit Sparclub oder Sportbar in Vereinsfarben von HSV oder FC St. Pauli – Hamburg bietet für jeden Geschmack die richtige Pinte. Doch ganz egal, wohin es die Besucher zieht, ein paar Dinge gilt es zu beachten. Wer nicht als Tourist gelten will, sollte sich den Gepflogenheiten vor Ort anpassen. Ein "Moin" zur Begrüßung geht zu jeder Tageszeit. Wird Fassbier ausgeschenkt, ist dass das Getränk der Wahl. Mit einem Kurzen dazu (klarer Schnaps) ergibt das dann ein Herrengedeck. Gilt man als vertrauenswürdig, muss nicht jedes Getränk sofort bezahlt werden: Eine Strichliste auf dem Bierdeckel gilt in Hamburgs Kneipen mindestens so viel wie ein amtliches Dokument.
Und am Ende des Tages, wenn die selige Stimmung am Tresen jede Körperzelle erreicht hat, möchte man einfach nur noch singen. Und das am besten in guter Kneipengesellschaft, zum Beispiel im Hamburger Kneipenchor oder mit den Hamburger Goldkehlchen.
Na? Lust und Durst bekommen? Prima! Wir stellen gerne ein paar Kneipen und Bars vor, die zum neuen Wohnzimmer werden könnten.