Der Wein des Nordens

Lust auf ein bisschen Glück in Flaschen? Nein, damit ist weder das Buddelschiff noch eine Flasche Bier gemeint. Es geht um Wein: Hamburg avanciert immer mehr zur Weinstadt – auch ohne eigene Rebsorten. 

© iStock.com/NDStock
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Wenn es im Süden etwas gibt, worauf Hamburger wirklich neidisch sind, dann ist es der Wein. Wir hätten auch gern Weinanbaugebiete. Es stimmt, im Norden wird viel Bier getrunken, auch härtere und bestenfalls klare Getränke füllen zahlreiche Gläser. Ehrliche, eher hemdsärmliche Drinks. Einfach und direkt, wie die Norddeutschen halt so sind.

Doch nachdem niemand mehr den Begriff "Craft-Beer" hören kann, erinnern sich manche an den weisen Spruch "Wein auf Bier, das rat ich dir". Der Norden beschäftigt sich zwar schon länger mit der köstlichen Handwerkskunst, aber gerade in jüngster Zeit unterhalten sich auch immer mehr junge Leute über Reben und Winzer. Sie probieren sich durch die Weinregale der Stadt und finden dort unzählige Weine aus aller Welt. 

Aber auch aus Hamburg? Leider nicht. Der Weinanbau zählt nicht wirklich zu den Steckenpferden der Hanseaten. Dabei wuchsen am Südhang vom Stintfang bereits mehrere Rebstöcke. Die Wirte des Stuttgarter Weindorfes, das viele Jahre auf dem Rathausmarkt ausgerichtet wurde, schenkten der Stadt Mitte der 1990er-Jahre 50 Pflanzen, weitere kamen im Laufe der Zeit hinzu. Am Ende wuchsen in Sichtweite zur Elbe insgesamt rund 100 Rebstöcke der weißen Sorte Phoenix und der roten Sorte Regent. 

Und tatsächlich wurden regelmäßig Trauben geerntet, gekeltert und in Flaschen abgefüllt. Die Flaschen des "Stintfang Cuvée" gab es aber nirgendwo zu kaufen, sie wurden ausschließlich Ehrengästen der Stadt Hamburg geschenkt. Niemand weiß, ob jemals eine Flasche geöffnet wurde, darum behaupten wir bis zu einem Gegenbeweis einfach mal, dass es der beste Wein war, der nördlich der Mosel entstand.

Die Vergangenheitsform passt leider: Aufgrund von Bauarbeiten an der Haltestelle Landungsbrücken mussten die Rebstöcke weichen. Auch wenn die Stadt bereits zugesagt hat, dass es wieder Wein aus Hamburg geben soll, dauert es bis dahin sicher noch eine Weile.

Klimawandel und europäische Regeln

Doch der Norden wird insgesamt immer weinseliger. Der nördlichste Wein kommt inzwischen von der Insel Sylt, auch in Mecklenburg-Vorpommern wird Wein angebaut. Was vor wenigen Jahren noch undenkbar war, liegt auch an der Klimaerwärmung. Die Temperaturen steigen, wodurch sich einige unempfindliche Rebsorten auch in unserer Region heimisch fühlen.

Doch wer diesen einen Vorteil des Klimawandels nutzen will, um als norddeutscher Winzer zu arbeiten, braucht Geduld – und die Erlaubnis der EU. Denn der Anbau von Wein ist streng reguliert. Es muss eine Genehmigung her, wenn landwirtschaftliche Flächen für den Weinanbau genutzt werden sollen. Doch die Größe hält sich in Grenzen: Lange Zeit galt laut EU-Recht, dass pro Jahr nur eine Steigerung von 0,3 Prozent der Anbaufläche erlaubt ist. Jetzt kann sich jeder selbst ausrechnen, wie viel das bei einem Stückchen Land mit 100 Reben ausmacht. 

Aber selbst dann, wenn immer mehr norddeutsche Winzer ihr Glück versuchen: Insgesamt wird norddeutscher Rebensaft auch weiterhin nur ein kleiner Tropfen in den Fässern und Flaschen bleiben, die jedes Jahr in Deutschland produziert und verkauft werden.

Der Bedarf ist groß: Mehr als drei Millionen Deutsche trinken mehrmals pro Woche Wein, fast 13 Millionen immerhin mehrmals im Monat. Im Durchschnitt trinkt jeder hierzulande im Jahr rund 20 Liter. Vor allem Rotwein landet in den Gläsern, gefolgt von Weißwein und erst an dritter Stelle Rosé. Zu den beliebtesten Rebsorten zählen Riesling und Merlot. Aber selbst die etwa 25 Prozent aller Bundesbürger, die überhaupt keinen Wein trinken, können häufig nicht ihre Finger von ihm lassen: Kaum etwas eignet sich besser für ein Geschenk oder Mitbringsel zur Essenseinladung als eine Flasche Wein. 

Eine Frage des Geschmacks

Doch wie landet der richtige Wein im Einkaufskorb, also eine Sorte, die immer passt oder speziell für besondere Anlässe geeignet ist? Mal soll es ein guter Wein zum Festtagsbraten sein, ein anderes Mal ein Tropfen für laue Sommernächte auf dem Balkon. Mal etwas Mildes mit köstlichen Aromen, um Urlaubsstimmung auf die Zunge zu zaubern, mal etwas Vollmundiges, um das Dessert geschmacklich abzurunden. Gilt der Beschenkte als Freund nachhaltiger Produkte? Dann sollte man auf einen nachhaltigen Anbau ökologisch einwandfreier Trauben achten. 

Wer nicht alle vollmundig auf dem Etikett angepriesenen Aromen schmecken kann, es aber lernen will, muss nicht resignieren: Es gibt dafür viele Möglichkeiten. Im guten Restaurant ist es der Sommelier, der einen passenden Wein zum gewählten Gericht empfiehlt. Wer selbst kocht, geht für gute Tipps in den Fachhandel. Viele Händler veranstalten zudem regelmäßig Weinproben und stellen dafür eine Auswahl an verschiedenen Weinen zusammen. Der Fachhandel vermittelt alle wichtigen Infos: Winzer, Anbaugebiet, Verarbeitung, Lagerung. Auch Tipps, wie der jeweilige Tropfen am besten schmeckt, fehlen dabei nicht. 

Es schmerzt ein wenig, dass Hamburg derzeit keinen eigenen Wein herstellt. Aber zum Glück heißt das nicht, dass Ebbe im Weinregal herrscht, im Gegenteil: In der ganzen Stadt bieten unzählige Händler tolle Sorten aus aller Welt an. Wir haben uns viel Mühe gemacht und uns vor Ort von der hohen Qualität des Angebots überzeugen können. 

Die besten Tipps für Weine in Hamburg

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