Nachhaltigkeit: Jeder kann mitmachen, jeder hat was davon!
Ratgeber Wohnen, Haus & Garten
Es ist ein Trend, der ganz sicher jedem gefällt: Nachhaltiges Leben steht inzwischen ganz oben auf der Agenda Hamburgs. Doch was ist Nachhaltigkeit überhaupt? Nachhaltigkeit ist ein Handlungsprinzip der Ressourcen-Nutzung. Das klingt sperrig, die Botschaft dahinter ist allerdings einfach.
Während auf der einen Seite dauerhaft die Bedürfnisse von Bevölkerung und Unternehmen befriedigt werden, muss auf der anderen Seite die Regenerationsfähigkeit von Lebewesen und Ökosystemen bewahrt werden. Es geht bei Nachhaltigkeit also nicht um Verzicht, sondern darum, bewusster mit Ressourcen umzugehen. Dass es dort viel zu tun gibt, spüren wir täglich. Das Klima verändert sich bereits, Meeresspiegel steigen, während Seen austrocknen. Mikroplastik gelangt in die Nahrungskette und damit auf unseren Tellern.
Der politische Wille ist da
Hamburg hat die Zeichen der Zeit längst erkannt und arbeitet an Konzepten, den Ausstoß von CO2 zu reduzieren, Müll zu vermeiden und die Verschwendung von Rohstoffen zu stoppen. Aber Nachhaltigkeit reicht weit über Klimaschutz hinaus: Bereits 2005 hat der Hamburger Senat die Initiative "Hamburg lernt Nachhaltigkeit" ins Leben gerufen. Aus gutem Grund, schließlich hat die UNESCO Bildung als Schlüsselfaktor für ein nachhaltiges Leben benannt.
Vor allem in jüngster Zeit werden viele Projekte angestoßen, durch die das Leben in der Hansestadt noch lebenswerter wird. Da sind zum Beispiel neue Verkehrskonzepte: "Autofreie Zentren" heißt die magische Formel. Von Herbst 2019 bis Februar 2020 wurden mehrere Straßen in Ottensen für Autos verboten. Im Februar 2020 wurde in der Bezirksversammlung Altona eine dauerhafte Einrichtung eines autoarmen Quartiers im Zentrum von Ottensen beschlossen. Auch für die Innenstadt rund um das Rathaus wird über eine autoarme Neugestaltung diskutiert. Auch Radwege werden ausgebaut und gleichzeitig E-Roller für den Straßenverkehr zugelassen, schließlich sollen die Bürger Lust bekommen alternative Fortbewegungsmittel zu nutzen – und nicht automatisch das Auto. Natürlich reichen diese Maßnahmen nicht aus, aber sie sind ein Anfang – und der erste Schritt hin zur nachhaltigen Stadt.
Hamburg wird zur Stadt der Zukunft
Die Stadt an der Elbe zieht magnetisch an. Immer mehr Menschen wollen hier leben – doch der Platz ist begrenzt, neue Räume müssen erobert werden. Mit der Frage, wie das Leben in der Stadt in den nächsten Jahrzehnten aussehen könnte, beschäftigte sich das Bauforum in den Deichtorhallen im August 2019. Die Veranstaltung lockt Städteplaner, Politiker, aber auch Interessierte aus der Bevölkerung, die dort über die Zukunft der Hamburger Magistralen diskutieren. In verschiedenen Workshops werden Pläne geschmiedet, wie lebenswerter Wohnraum an den großen Straßen der Stadt entstehen kann. Dass dies keine Luftnummer ist, zeigen verwirklichte Projekte aus den vergangenen Jahren. So wurde in einem vorigen Bauforum maßgeblich an den Plänen für die Hafencity gearbeitet.
Allerdings ist es nicht die Stadt allein, die etwas für die Nachhaltigkeit tun kann – sei es gesellschaftlich, sei es für eine bessere Umwelt. So hat Viva con Agua seinen Sitz in Hamburg. Der Verein verkauft unter diesem Markennamen Wasser – und investiert den erzielten Gewinn in den Bau von Brunnen in aller Welt. Denn auch das ist Nachhaltigkeit: Wird das Leben in anderen Ländern verbessert – und sei es nur durch die Versorgung mit sauberem Wasser –, hat das globale Auswirkungen. Menschen haben einen Grund weniger, ihre Heimat zu verlassen.
Doch auch direkt vor unseren Türen gibt es viele Möglichkeiten, seinen Teil für eine nachhaltige Gesellschaft beizutragen. Jeder kennt die Wertstoffcontainer für Altpapier und Glas oder die Biotonne für Küchenabfälle. Wird der Müll vernünftig getrennt, lässt sich dieser durch Recycling sinnvoll neu verwerten. Oder man wirft erst gar nichts weg, sondern haucht dem vermeintlichen Unrat durch Upcycling neues Leben ein. Noch besser ist es, überhaupt weniger Müll zu produzieren. Vor allem Verpackungsabfall belastet die Umwelt und lässt die Müllberge wachsen.
Auch wenn hier die Politik gefordert ist, zum Beispiel Plastiktüten und -verpackungen zu verbieten, bieten schon jetzt Unverpackt-Läden ihre Produkte – wie es der Name verrät – ganz ohne Verpackungen an. Auch auf Wochenmärkten packen Verkäufer die Waren gerne in die mitgebrachten Behältnisse ihrer Kunden. In Hamburg gibt es in vielen Cafés für das Heißgetränk to go inzwischen keine Pappbecher mit Plastikdeckel mehr, sondern Pfandbecher. Die Wasserwerke haben wiederum an vielen Plätzen, zum Beispiel direkt an den Landungsbrücken, Trinkwasserbrunnen aufgebaut, an denen man sich seine mitgebrachte Flasche kostenlos füllen kann.
Vom Trend zum Lebensstil
Nachhaltigkeit ist also weit mehr als nur ein modischer Trend, es ist ein Lebensstil. Und ein Verkaufsargument für viele Unternehmen: Versanddienste und Lieferservices nutzen immer häufiger Lastenräder oder Elektrofahrzeuge, um Waren und Essenbestellungen auszufahren. Der Einzelhandel nimmt mehr Kleidung und Möbel aus nachhaltiger Produktion ins Sortiment. Nahrungsmittelbetriebe setzen auf die nachhaltige Produktion der verwendeten Lebensmittel. Hamburger Stromversorger bieten vor allem erneuerbare Energien an. Und da die Verdichtung der Stadt, also das Bebauen selbst kleinster Flächen, innerstädtische Grünflächen immer weiter reduziert, nutzen viele Bürger Dächer, Verkehrsinseln und jeden Quadratmeter nicht gepflasterten Boden am Straßenrand, um dort Blumen und Gräser zu pflanzen. "Urban Gardening" nennt sich das – und klingt nach einer kleinen Revolution. Auf Dächern werden Bienen gezüchtet – für guten Honig, aber vor allem, um das Gleichgewicht der Natur nicht weiter zu belasten.
Am Ende sind es aber die Bürger, die durch ihr nachhaltiges Verhalten dafür sorgen, dass das Leben in Hamburg lebenswert bleibt. Und viele gehen bereits mit gutem Beispiel voran. Zum Beispiel Rebecca Lunderup: Als 2017 nach den Protesten gegen den G20-Gipfel in ihrem Viertel überall Müll auf den Straßen lag, organisierte die damals 22-Jährige eine große Aufräumaktion, an der tausende Hamburger teilnahmen. Zu Recht wurde die Hamburgerin für ihre Aktion ausgezeichnet.
Ein nachhaltiges Leben beginnt also direkt in unserem eigenen Umfeld. Wir können die Welt nur ändern und verbessern, wenn wir in unserer eigenen Stadt damit beginnen. Und das Gute ist: Jeder kann mitmachen.