Ein Stück Autarkie dank eigenem Balkon
Ratgeber Wohnen, Haus & Garten
Gebremstes Wirtschaftswachstum, Energiekrise und Inflation stehen nach wie vor auf der täglichen Agenda. Auch in Hamburg wird das Leben immer teurer. Günstig war es ohnehin noch nie, in der schönen Hansestadt zu wohnen, doch mittlerweile gehen die Lebenshaltungskosten durch die sprichwörtliche Decke.
Hamburger Gemeinschaftsgärten – die Alternative zur Selbstversorgung?
Das Nachrichtenmagazin Focus ermittelte zehn Regionen, in denen sich selbst Spitzenverdiener keine Immobilie mehr leisten können – vom Mittelstand ganz zu schweigen. Wenig überraschend, dass neben zuverlässig hochpreisigen Pflastern wie München oder Sylt auch Hamburg auf der Liste erscheint. Oftmals ist es aber gerade ein eigenes Haus, idealerweise mit eigenem Garten, welches Voraussetzung dafür ist, sich vom stetig höher schraubenden Wirtschaftskreislauf abzukoppeln und zu einem natürlichen, günstigen und gesunden Leben zurückzufinden.
Denn der aktuell wieder vermehrt geträumte Traum vom Selbstversorgertum setzt in den meisten Fällen eigene Anbaufläche voraus – und die ist in den Metropolenregionen so gut wie nicht zu haben. Kollektives Urban Gardening und Gemeinschaftsgärten sind in Städten wie Hamburg oftmals eine Alternative zum eigenen Grün. Doch allein der Umstand, dass sie gemeinschaftlich bewirtschaftet werden und die Ernte demzufolge geteilt wird, sorgt dafür, dass ein Kollektivgarten nicht in der Lage ist, eine Familie das gesamte Jahr über mit Selbstangebautem zu versorgen. Urban Gardening ist ein entspannendes Hobby und für Kinder pädagogisch wertvoll, da diese lernen, wo ihre Nahrungsmittel herkommen und dass deren Anbau regelmäßiger Mühen bedarf. Für die Selbstversorgung eignen sie sich indessen nur bedingt.
Strom vom eigenen Balkon
Wie aber kann man sich in großen Städten zumindest ein Stück weit unabhängig von dem zentralen Wirtschaftskreislauf machen? Beispielsweise in Sachen Stromversorgung. Um seinen eigenen Solarstrom zu produzieren, benötigt man keinesfalls große Ländereien mit einem Heer an Solarpaneelen. Dank eines Gesetzes von 2015, das den Betrieb sogenannter Stecker-Solaranlagen legalisiert hat, kann sich jeder Mieter mit seinem eigenen Strom versorgen. Möglich wird dies durch Balkonkraftwerke, die sich sogar an herkömmlichen Gitterbalkonen installieren lassen – und das zu überschaubaren Investitionskosten.
Wer ein Premium Balkonkraftwerk kaufen möchte, ist schon ab einer Anfangsinvestition von knapp 400,- Euro dabei. Dieses kleinste aller Balkonkraftwerke kann pro Jahr bis zu ganzen 430 kWh eigenen Strom produzieren, womit es sich in einem durchschnittlichen Single-Haushalt mit einem Verbrauch von jährlich etwa 1.900 kWh schon nach nur viereinhalb Jahren amortisiert hätte. Mit einer eigenen Stromversorgung macht man sich unabhängig von steigenden Energiepreisen und Lieferengpässen, die durch die politische Weltlage ausgelöst werden. Für viele spielt deshalb nicht nur die konkrete Ersparnis eine Rolle bei der Entscheidung für ein Balkonkraftwerk, sondern auch das gute Gefühl von Sicherheit. Nicht zuletzt ist Solarstrom vom eigenen Balkon klimafreundlich.
Naschbalkon im Himmel über Hamburg
Apropos eigener Balkon: Natürlich kann man hier auch selbst Gemüse und sogar Obst anbauen, denn die Sonnenstrahlen kommen nicht nur dem Balkonkraftwerk zugute, sondern auch Salaten, Radieschen und Tomaten. Die Ernte wird zwar nicht für ein autarkes Leben reichen, aber für das gute Gefühl. Nicht nur, dass man so 100-prozentig weiß, wo die Zutaten für den Salat herkommen, sondern auch, dass man seinen Gästen sagen kann: Hab ich alles selbst gezogen. Und das schmeckt man auch, denn so pflückfrisch wie vom eigenen Naschbalkon ist ein Salat nicht mal im Hamburger Edelrestaurant.