Der Jungfernstieg im Herzen Hamburgs

Historisch betrachtet

Den Namen hat die Straße bzw. der Ort durch einen bürgerlichen Ritus erhalten: Auf der Flaniermeile führten sonntags Familien ihre unverheirateten Damen, die Jungfern, spazieren.

Ursprünglich als Reesendamm zum Aufstauen der Alster 1235 unter Graf Adolf IV. von Schauenburg und Holstein entstanden, war er Standort der Obermühle. Einer der Eichenpfähle, aus dem der Damm errichtet worden war, ist zu einer Plastik von Richard Luksch verarbeitet worden, die auf dem Bahnsteig der Linie U1 besichtigt werden kann und an die Opfer eines Wassereinbruchs beim Bau dieser Station in den 1930er Jahren erinnert.

Interessanter Fakt: Der Jungfernstieg war im Jahr 1838 Deutschlands erste Straße, die asphaltiert wurde.

Nach dem Großen Brand 1842 wurde eine Regulierung der Alster vorgenommen, ihr Hauptabfluss wurde durch einen alten Festungsgraben unter der Reesendammbrücke durch die Kleine Alster an den Alsterarkaden geleitet, während der alte Abfluss durch das heutige Nikolaifleet erfolgte.

Die Südwestseite des Jungfernstieges wurde neu bebaut. Von 1843 bis 1881 lag die erste große Einkaufspassage, der Sillem's Bazar, am Jungfernstieg.

Bis zum September 2005 war der Jungfernstieg eine alleenartige Promenade mit Bäumen an beiden Seiten und in der Mitte. Zur Wasserseite lagen nur zwei kleinere Bauten: ein Reisebüro mit Bistro und der Alsterpavillon, ein Café.

Sein Aussehen wurde komplett umgestaltet. Bis auf den Alsterpavillon wurden alle Gebäude des Anlegers abgerissen. Der gesamte Jungfernstieg erhielt beidseitig ein helleres Pflaster. Die Baumreihe in der Straßenmitte wurde entfernt, die Fahrbahn verschmälert und gleichzeitig die Gehwege verbreitert. Dadurch sollten Veranstaltungen wie das jährliche Alstervergnügen mehr Raum erhalten.

Der fertige Umbau, einschließlich der Neugestaltung des Schiffsanlegers, wurde mit einer offiziellen Einweihungsfeier am 20. Mai 2006 abgeschlossen.

Knotenpunkt für alles

Der Jungfernstieg ist heute der Hauptanleger für die Alsterschiffe der Alster-Touristik Hamburg. Von hier starten die Linien-, Alsterrund- und Sonderfahrten auf der Alster. Karten für alle Fahrten sind direkt vor Ort erhältlich. Auch ein Umsteigen ist sehr leicht, da es direkt einen Zugang zur U-Bahn des HVV gibt.

Da der Jungfernstieg sehr zentral liegt, sind von hier aus viele andere Hamburger Sehenswürdigkeiten zu erreichen, wie das Hamburger Rathaus, einige der bekanntesten Hamburger Kirchen, die Alsterarkaden oder auch die Colonnaden.

Was wäre eine Flaniermeile ohne Geschäfte? Eben! Eines der berühmtesten Kaufhäuser steht immer noch hier, das Alsterhaus. Freunden des Digitalen empfehlen wir einen Besuch im Apple-Store nebenan. Freunde von Kosmetik und Wellness spazieren direkt ins NIVEA-Haus Richtung Gänsemarkt und Freunde des gepflegten Shoppings machen einen Abstecher zur Ostseite des Jungfernstiegs in die Europa Passage. Nebenbei bemerkt, vom Dach der Europa Passage hat man einen wunderbaren Blick auf den Jungfernstieg und die Alster.

Flaniermeile für Fußgänger

Der Jungfernstieg wurde ab dem 17. Oktober 2020 für den motorisierten Individualverkehr gesperrt. Der verkehrsberuhigte Jungfernstieg darf jetzt nur noch von Fahrrädern, E-Rollern, Bussen, Taxen und Lieferwagen befahren werden. Parkhäuser und private Tiefgaragen sind für Anwohner aber weiterhin erreichbar.

Die Umgestaltung, den Fußgängern wieder mehr Raum einzuräumen, ist Teil des "Bündnis für die Innenstadt", um wieder ein lebendiges urbanes Zentrum zu bekommen. Unter der Leitung der Stadtentwicklungsbehörde Hamburg wurde ein Maßnahmenpaket erarbeitet und umgesetzt. Jetzt kann wieder flaniert werden!

Hinweis für Touristen: Während der Weihnachtszeit und im Winter ist der Wintermarkt am Jungfernstieg sehr beliebt.

Quelle für Historie: Wikipedia