Kleine Wunden, großer Schmerz - 8 Tipps, wie Sie Kinderwunden erstversorgen
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Wer viel spielt, fällt manchmal hin – ob beim Fangenspielen im Garten oder Klettern auf dem Spielplatz, kleine Verletzungen gehören zum Alltag von Kindern dazu. Der richtige Umgang mit Kinderwunden und eine schnelle Erstversorgung können die Schmerzen im Nu vergessen machen und der Entstehung von Ängsten und Narben vorbeugen. Wir geben Ihnen im folgenden Artikel 8 Tipps, worauf Sie bei der Erstversorgung von Kinderwunden achten sollten.
Tipp 1: Ruhe bewahren
Dass Sie die Verletzung Ihres Kindes erst einmal beunruhigt und in Stress versetzt, ist bei Eltern ganz normal. Trotzdem sollten Sie darauf achten, dass Ihre Besorgnis nicht zu sehr nach außen tritt.
Vor allem kleine Kinder versuchen, viele Situationen anhand der Reaktion ihrer Eltern einzuschätzen. Wirken Sie gestresst, wird Ihr Kind diese Stimmung übernehmen und einen Sturz beispielsweise als schlimmer wahrnehmen als er eigentlich war. Bleiben Sie hingegen gelassen, wird sich auch Ihr Kind schnell wieder beruhigen.
Tipp 2: Sanfte Stimme
Mit der gelassenen Art kommt ebenso eine entspannte, sanfte Stimmlage. Fragen Sie Ihr Kind, von wo die Schmerzen ausgehen und kontrollieren Sie die Stelle(n) eingehend. Reden Sie währenddessen beruhigend auf Ihr Kind ein und schenken Sie etwas Trost. Ist beim Sturz oder Unfall etwas kaputt gegangen, ist jetzt nicht der richtige Moment, um sich darüber aufzuregen oder gar ein schlechtes Gewissen zu forcieren.
Tipp 3: Situation richtig einschätzen
Damit Ihrem Kind entsprechend geholfen werden kann, ist es wichtig, die vorliegende Situation richtig einzuschätzen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über den Unfallhergang und die verletzten Personen – bei einem Zusammenstoß mit einem anderen Kind muss natürlich genauso dessen Versorgung sichergestellt werden.
Nehmen Sie die Wunde(n) ganz genau unter die Lupe. Ob professionelle Hilfe benötigt wird oder eine Erstversorgung Ihrerseits ausreicht, hängt von der Art und Tiefe der Verletzung ab. Auch wie lange eine Wunde heilt, hängt von diesen Faktoren ab. Sind größere, feststeckende Fremdkörper involviert, sollte ärztlicher Rat aufgesucht werden.
Bei Dornen, kleinen Steinchen oder einem Splitter reicht es für gewöhnlich, wenn Sie diese mit einer Pinzette vorsichtig entfernen. Dabei sollte versucht werden, die Wunde selbst nicht zu berühren, um zusätzliche Bakterien zu vermeiden.
Tipp 4: Wunde reinigen und desinfizieren
Das sorgfältige Reinigen und Desinfizieren einer Wunde trägt dazu bei, Infektionen vorzubeugen. Bei einer offenen, noch blutenden Stelle sollten Sie dennoch kurz warten, bis das Blut gerinnt und sich die Wunde damit langsam verschließt. Ansonsten kann es sein, dass Sie dem körpereigenen Wundheilungsprozess entgegenwirken.
Um die Blutung zu stoppen, eignet sich eine sterile Kompresse. Falls diese nicht vorhanden ist, tut es ebenso ein sauberes Tuch. Drücken Sie damit leicht auf die offene Wunde, bis die Blutung nachlässt.
Ist die Wunde verschlossen, darf und sollte die betroffene Stelle gereinigt und desinfiziert werden. Die Reinigung kann mit sauberem, kaltem Wasser vorgenommen werden. Zusätzlich wirkt ein kalter Kamillenaufguss beruhigend. Zur Desinfektion raten wir Ihnen, ein alkoholfreies Desinfektionsmittel zu verwenden, das für Kinder und Säuglinge geeignet ist. Diese sind sanfter zur Haut und verhindern eine zusätzliche Reizung der Haut. Ganz wichtig: Achten Sie dabei immer auf saubere Hände!
Tipp 5: Wunde abdecken
Wenn die Wunde nicht mehr blutet und gesäubert wurde, ist es Zeit für einen Verband. Bei kleineren Verletzungen reicht genauso ein Pflaster vollkommen aus. Das Abdecken der verwundeten Stelle verhindert, dass sich Schmutz oder sonstige Fremdkörper einen Weg in die Wunde bahnen und eine Infektion auslösen. Das würde nicht zuletzt den Heilungsprozess verlängern und womöglich eine Narbenbildung zur Folge haben.
Wird ein Verband benutzt, sollten Sie diesen nicht zu eng wickeln. Nur, wenn der Verband locker genug sitzt, kann genügend Luft zur Heilung an die Wunde gelangen. Diese ist wichtig für eine schnelle Heilung.
Tipp 6: Wunde nachversorgen
Um eine schnelle Heilung zu gewährleisten, gilt es, für eine feuchtwarme Umgebung zu sorgen. Feuchtigkeit und Wärme haben nämlich eine unterstützende Wirkung auf den Heilungsprozess und können diesen sogar beschleunigen. Denn auf diese Weise werden Bakterien aus der Wunde gespült und durch essenzielle Immunzellen ersetzt. Gleichzeitig wird das Zellwachstum gefördert.
Tipp 7: Wundheilung beobachten
Die Dauer der Wundheilung hängt vorwiegend von der Art, der Größe und der Tiefe der Wunde ab. Grundsätzlich verläuft der Prozess in drei Phasen: Reinigung, Reparatur und Regeneration. Während der ersten Phase reagiert der Körper auf die Verletzung, indem sich die Gefäße in der betroffenen Stelle verengen und die Bildung von Eiweißfasern angekurbelt wird. Eine lokale Entzündungsreaktion führt zu mehr Blutplasma, das unerwünschte Keime ausschwemmt und die Wunde reinigt.
In der Reparaturphase bilden sich viele neue Blutgefäße, die Wunde verschließt sich und schrumpft nach und nach zusammen. Darüber hinaus wird vermehrt Kollagen produziert. An der Hautoberfläche bildet sich eine Kruste aus getrocknetem Wundsekret und Blut – der Schorf. Dieser dient dazu, die Wunde vor äußeren Einflüssen zu schützen. Nach einiger Zeit fällt er von selbst ab. Auch wenn die Versuchung groß sein mag, sollten Sie unbedingt dafür sorgen, dass Ihr Kind den Schorf nicht entfernt.
In der letzten Phase festigt sich das neu gebildete Gewebe. Es werden weniger neue Blutgefäße gebildet, zudem nimmt die Produktion von Wundsekret ab. Stattdessen liegt der Fokus auf einer zunehmenden Vernetzung des neuen Bindegewebes mit dem Ziel, stabiler und vor allem strapazierfähiger zu werden.
Die Wundheilung geschieht in drei Phasen (Foto: © malakoff-klinik.de)
Aufgrund möglicher Vor- oder Begleiterkrankungen kann eine Wundheilungsstörung vorliegen. Kleinere Wunden benötigen im Normalfall etwa sieben bis zehn Tage, bis sie vollständig verheilt sind. Bei größeren Wunden kann es durchaus länger dauern. Haben Sie das Gefühl, dass die Wundheilung nicht richtig funktioniert, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren.
Tipp 8: Stets vorbereitet sein
Bei Kindern ist immer etwas los, die scheinbar endlose Energie muss nämlich irgendwohin. Da kann es schnell passieren, dass sich Ihr Kind einmal übernimmt oder kurz nicht aufpasst. Damit eine schnelle Wundversorgung überhaupt möglich ist, sollten Sie die wichtigsten Utensilien beim nächsten Familienausflug immer parat haben - egal, ob zuhause oder unterwegs, im Schwimmbad oder in den Bergen. Die folgenden Dinge gehören unbedingt ins Erste-Hilfe-Pack:
- Wunddesinfektionsmittel
- Pflaster in verschiedenen Größen (wasserfeste bzw. wasserdichte Pflaster sind ideal fürs Schwimmbad oder am Badesee)
- Wund- und HeilsalbeMullbinden
- Brandwundauflage
- sterile Kompressen
- Dreieckstuch
- Verbandsschere
- Pinzette
- Fieberthermometer
- Einmalhandschuhe
- Antihistamin-Gel gegen Sonnenbrand oder Insektenstiche
- Eventuell notwendige Notfallmedikamente (etwa bei chronischen Krankheiten, wie Asthma oder Diabetes)
Nur keine Panik!
Kinderwunden versetzen Eltern schnell einmal in Panik – insbesondere dann, wenn das Kind weint und schreit. Häufig ist diese Reaktion jedoch nur auf den Schock zurückzuführen. Daher gilt: Erst einmal Ruhe bewahren und sich einen Überblick über die Lage verschaffen. Mit den richtigen Hilfsmitteln und unseren Tipps zur Wundversorgung ist der Vorfall ganz schnell wieder vergessen und die Wunde innerhalb kurzer Zeit verheilt.